Wenn wir eine Beziehungsstatus-Option auf Facebook hätten – unsere Windfahne und wir wären definitiv: Es ist kompliziert.
Seit einem Jahr stand sie still. Mal war’s zu wenig Wind. Mal zu viel Frust.
Und meistens irgendetwas dazwischen.
Das letzte Mal richtig funktioniert hat sie auf dem Stettiner Haff. Damals fast windstill, kaum Welle, ein idealer Spielplatz für erste Tests – und viel Hilfe von Doris Papa, der mitgetüftelt, geschraubt und mitgedacht hat.
Seitdem? Stillstand.
Oder besser gesagt: Ruderkurven ohne Sinn.
Der Mittelmeerfluch
Im Mittelmeer war das Thema Windfahne fast durchgehend ein „Jo, sollten wir echt mal wieder testen – aber…“
Die Liste der Aber war lang:
- kein passender Wind
- zu erschöpft von langen Etappen
- zu kurze Strecken
- zu viele Kurswechsel
- zu wenig Lust auf eine Stunde Hochkonzentration mit zwei Leuten im Cockpit
Denn wer’s kennt, weiß: So eine Windfahne testet man nicht mal eben zwischendurch.
Da geht es um Feinjustierung, um Balance, ums Zusammenspiel von Strömung, Segelstellung und Geduld.
Wir hatten zuletzt gehofft, auf den Balearen endlich mal wieder richtig Zeit und Bedingungen für einen Test zu finden – aber wie in einem anderen Blogpost bereits erzählt: Kein Wind. Nirgends.
Ein neuer Versuch – und diesmal läuft sie. Wirklich.
Und jetzt – kurz vor der Überfahrt nach Mallorca – hatten wir endlich die Gelegenheit, es noch einmal ernsthaft zu probieren.
Diesmal mit ein paar entscheidenden Änderungen von Doro:
✅ Die Steuerleine wurde strammer gezogen, mithilfe eines sogenannten Pändelhalters (eine Art Schnurstraffer, der für konstante Spannung sorgt).
✅ Ein Umlenkblock wurde rausgenommen, damit weniger Reibung und Kraftverlust entsteht.
✅ Die Gewichte an der Windfahne wurden neu eingestellt – für ein besseres Reagieren auf Windänderungen.
Das Ergebnis?
Es funktioniert.
Wirklich. Und wir konnten es selbst kaum glauben.
Segeln mit Autopilot – nur ohne Strom
Seit über anderthalb Stunden läuft die Windfahne – hält unseren Kurs, reagiert zuverlässig und sorgt dafür, dass wir einfach nur segeln.
Einer von uns bleibt natürlich immer wachsam im Cockpit – alle 10 Minuten ein prüfender Blick auf Kurs, Segel, Wellen.
Aber der andere?
Kann entspannen.
Lesen. Kaffee trinken. Still das Glück genießen, wenn das Boot sich fast von allein seinen Weg durchs Wasser sucht.
Ein Meilenstein, der Hoffnung macht
Wir hoffen jetzt natürlich, dass es nicht nur ein glücklicher Zufall war.
Wenn es so bleibt, können wir uns endlich auch längere Etappen vorstellen, ohne permanent selbst steuern oder den elektrischen Autopiloten laufen lassen zu müssen.
Denn mit der Windfahne bekommt man quasi einen Mitsegler gratis – einen, der nichts redet, keinen Kaffee will und stoisch seinen Job macht. Wenn’s denn läuft.
Und jetzt?
Sind wir einfach nur froh.
Und ein bisschen stolz.
Wie läuft’s bei euch mit der Windfahne? Habt ihr auch so eine On-Off-Beziehung mit eurer Selbststeueranlage? Schreibt’s uns gern in die Kommentare – wir lesen wie immer mit!